In der Klinik für Herzchirurgie und Thoraxchirurgie werden eine Vielzahl von Qualitätsmanagementsystemen eingesetzt. Neben der internen Qualitätssicherung beteiligt sich die Klinik an externen Qualitätsmanagementsystemen wie der Qualitätssicherung für Herzchirurgie der Ärztekammer Nordrhein, der Hamburger Statistik der Deutschen Gesellschaft für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie sowie dem Registry für die minimal invasiven Herzoperationen der Universität Münster. Darüber hinaus werden die Eingriffe der Gefäßchirurgie in der externen Qualitätssicherung der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie hinsichtlich der Carotischirurgie als auch in der Leistungserfassung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz-, Gefäßchirurgie erfasst. In der Thoraxchirurgie werden die Ergebnisse in Abstimmung mit der Tumorkonferenz der Friedrich-Schiller-Universität analysiert.
Auf Grund des komplexen Krankengutes, welches an der FSU Jena versorgt wird, haben wir darüber hinaus die europäische Risikoeinschätzung EuroSCORE für alle am Herz zu operierenden Patienten in den Behandlungsverlauf eingeführt. Hieraus lässt sich schon präoperativ eine risikoadjustierte Vorhersage über den zu erwartenden perioperativen Verlauf geben. Der EuroSCORE ist eine von zahlreichen führenden Kliniken erhobene präoperative Risikostratifizierung, die im europäischen Maßstab immer mehr Verbreitung findet. Er erfasst neben der Hauptdiagnose umfassende risikoerhöhende Nebendiagnosen und ordnet diesen Punktwerte zu. Daraus werden 3 EuroSCORE-Klassen ermittelt, die den Einfluss der Co-Morbidität auf den Operationsverlauf helfen zu beurteilen. Basisliteratur zu diesem Thema ist auch von der Internetseite der Abteilung abrufbar.
Krankengut der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Herzchirurgie:
Die Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie der FSU Jena führt im Vergleich zum Bundesdurchschnitt eine Vielzahl von Spezialoperationen, komplexen Operationen und verschiedenen anderen innovativen Operationsverfahren durch. So erfolgen z. B. zahlreiche klappenerhaltende Rekonstruktionsverfahren an Mitral- und besonders Aortenklappe, komplette arterielle Revaskularisation bei Herzkranzgefäßerkrankungen unter Verwendung der Arteria radialis als auch der Anwendung der doppelseitigen internen Brustarterie (Arteria mammaria). Darüber hinaus liegt ein weiterer Operationsschwerpunkt im Bereich der thorakalen Aorta, besonders des Aortenbogens der Aorta descendens sowie der thorakoabdominellen Aorta.
Die Klinik unterhält ein Transplantationsprogramm im Bereich der thorakalen Organe, welche sich auf Herz-, Lungen- sowie Herz-Lungen-Transplantation konzentriert. Darüber hinaus kommen alle modernen Herzunterstützungsverfahren einschließlich des biventrikulären Herzersatzes sowie des sogenannten Kunstherz zur Anwendung. Die Operationsverteilung der in der Klinik durchgeführten Operationen ist im Schaubild 1 im Vergleich zu der Statistik von Herrn Dr. Bruckenberger von 1998 wiedergegeben. Hier zeigt sich, dass der Anteil von Koronaroperationen zugunsten komplexer Operationen signifikant geringer ist. Ergänzend hierzu ist auch zu verzeichnen, dass die Zahl der Zweitoperationen von 7,6% deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 5,7% liegt. Abbildung 2 zeigt die Art der durchgeführten Operationen. Ca. 55% der durchgeführten Operationen entfallen auf die Koronarchirurgie, weitere 10% auf die sogenannte minimal invasive Chirurgie, 25% werden für komplexe Klappenchirurgie und Kombinationsoperationen vorgehalten sowie 10% betreffen die Aortenchirurgie.
Im Jahr 2000 entfielen 66,3% aller durchgeführten Herzoperationen auf Patienten, die älter als 60 Jahre waren. Die Abbildung 3 zeigt die Altersverteilung der operierten Patienten und weist aus, dass ein hoher Prozentsatz (mehr als 30%) in der Altersgruppe von 70-90 Jährigen operiert wurde.
Die Komplexität des versorgten Krankengutes findet weiterhin seinen Ausdruck in der Zahl der elektiv versus der als Notfall zugewiesenen Patienten. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt wird ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Notfällen und dringlichen Operationen versorgt. Trotz dessen ist die erzielte Qualität, die sich in der Letalität widerspiegelt, bei elektiven Eingriffen z. B. im Gebiet der Klappenchirurgie bei nur 2,8%. Auch bei Notfalloperationen im akuten Infarkt betrug die Letalität im Jahr 2000 21%, während sie in internationalen Publikationen bei bis zu 40% liegt.
Auf dem Gebiet der Klappenchirurgie findet sich eine Gesamtletalität von 6%. Dem gegenüber steht die Letalität bei elektiven Eingriffen von jedoch nur 3,5%. Grund hierfür ist gleichfalls das hochkomplexe Krankengut aus insbesondere Notfallklappenoperationen, welche sich ausnahmslos aus Patienten mit floriden Endokarditiden und zum Teil Doppelklappenersätzen rekrutiert.
Analysiert man die Gesamtzahl aller Operationen, so verzeichnet sich ein Notfallanteil von 11,7% gegenüber dem Bundesdurchschnitt von 9,3%. Dies ist in der nächsten Abbildung dargestellt. Die Zahl der dringlichen Operationen hierin beinhaltet die Operationen, die innerhalb von 48 Stunden der operativen Therapie zugeführt wurden.
Die Ergebnisse werden kontinuierlich ermittelt, um in einen gleichmäßigen Qualitätsverbesserungsansatz eintreten zu können. Hieraus leitet sich auch der sogenannte EuroSCORE ab, der für die Jenenser Patienten einen mittleren Wert von 6,5±xy ausmacht. Dem gegenüber sind nach internationalen Publikationen das allgemeine Risikogefüge nur in Größenordnungen von etwa 4,5 nach internationalen Publikationen anzusetzen.